Die Maßnahmen der DüV beruhen auf der Gegenüberstellung von P-Zufuhr und P-Abfuhr (dem Nährstoff-Vergleich) und der Bodenuntersuchung in größeren Zeitabständen. Aber weder aus positiven Nährstoffbilanzen noch aus hohen Bodengehalten folgen zwangsläufig hohe Austräge an P in Oberflächengewässer. Der Grund für hohe P-Gehalte in Oberflächengewässern liegt im Zusammenspiel zwischen (i) dem Nährstoffgehalt des Bodens, (ii) den Eigenschaften des Düngers und den Aufwandmengen, und (iii) den Transportprozessen. Das heisst: Regionen und auch Schläge unterscheiden sich in ihrem Phosphataustrag, weil sie sich in ihren P-Gehalten, in ihren P-Quellen (organische, mineralische), in der Düngungsintensität und in den Transportwegen (Wasser- und Winderosion, Auswaschung, Oberflächen- und Dränageabfluss) unterscheiden. Der P-Transport hängt wiederum großräumig von Klima- und kleinräumiger von Bodeneigenschaften ab.

Ein Beispiel: Von einem extrem hohen Bodengehalt, sagen wir 60 mg/100g Boden, geht keine Gefahr aus, wenn er in der Krume eines ebenen Feldes gefunden wird, das von Bäumen umstanden ist und Winterweizen als Frucht trägt, dessen Grundwasserstand bei 3 m liegt, und wo der nächste Vorfluter 2 km entfernt ist. Logisch: Dieser hohe Wert ist wirtschaftlich totaler Unsinn, aber mit Sicherheit ist der idiotisch hohe Wert nicht umweltrelevant. Eine rote Lampe geht nicht an. Stattdessen geht die Lampe an bei 8 mg/100g Boden auf einem leichten Boden mit hohem Schluffanteil, Hangneigung und Anbau von Kartoffeln, an dessen Fuss ein kleiner See liegt. Weil dort P ausgewaschen und/oder durch Erosion mit den Bodenteilchen abtransportiert werden kann, weil Kartoffeln den Boden lange unbedeckt lassen.

Hohe Bodengehalte kein Problem, niedrige aber schon? Das kann durchaus vorkommen, denn die Beziehung zwischen Bodengehalten und Nährstoffausträgen ist beim Phosphat (und anders als beim Stickstoff) schwach. Besser wäre es, neben dem Bodengehalt die Faktoren mit einzubeziehen, die dazu führen, dass Phosphat ins Oberflächengewässer gelangt. Zum Beispiel mit einem Verfahren, das in vielen Ländern (und auch in Deutschland) gut funktioniert: der Berechnung des P-Index.

Bei Fragen wenden Sie sich an rolf.kuchenbuch(at)agrarknowhow.com